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Das WhatsApp Dilemma

Warum die Nutzung der App teilweise illegal und eigentlich hochgradig problematisch ist…

WhatsApp

Fast jeder hat es auf seinem Smartphone und fast niemand macht sich Gedanken um die Rechtsverletzung, die dahinter steht: Das wohl beliebteste Kommunikationsmittel im Internet, das ja mittlerweile Teil des Facebook-Konzerns ist, nimmt es mit dem Datenschutz bisher nicht so genau.

Wie es bei vielen Apps der Fall war – bzw. immer noch ist – muss man bei der Installation von WhatsApp den Zugriff auf das eigene Adressbuch gewähren. Natürlich einerseits logisch, andererseits einfach nicht in Ordnung. Denn dabei werden personenbezogene Daten von Betroffenen übertragen, die die App selbst nicht einmal nutzen und die der Datenübermittlung nicht zugestimmt haben.

„Du stellst uns regelmäßig die Telefonnummern in deinem Mobiltelefon-Adressbuch zur Verfügung, darunter sowohl die Nummern von Nutzern unserer Dienste als auch die von deinen sonstigen Kontakten. Du bestätigst, dass Du autorisiert bist, uns solche Nummern zur Verfügung zu stellen.“

So heißt es in den Nutzungsbedingungen von WhatsApp. Die Frage, die sich dabei stellt: Ist man wirklich autorisiert dazu? Und wenn nein, muss man wirklich seine gesamten Bekanntschaften um Erlaubnis bitten eine App zu nutzen, die Zugriff auf Daten des eigenen Smartphones hat? Laut Gesetz und DSGVO ja.

Und genau das ist das große Problem. Die meisten unter uns (wahrscheinlich selbst WhatApp-Nutzer) finden es sicher übertrieben, aber laut DSGVO und dem vorhergehenden Datenschutzgesetz benötigt man von allen Betroffenen eine klare Zustimmung zur Nutzung ihrer Daten.

Das nächste Problem: Die USA gelten bezüglich Datenschutz offiziell eindeutig als „nicht-sicheres Drittland„. Aber genau dorthin fließen all die Informationen ja. Ein weiterer Auszug der Datenschutz-Bestimmungen von WhatsApp besagt folgendes:

„WhatsApp Inc. teilt Informationen weltweit, sowohl intern mit den Facebook-Unternehmen als auch extern mit Unternehmen, Dienstleistern und Partnern und außerdem mit jenen, mit denen du weltweit kommunizierst. Deine Informationen können […] beispielsweise in die USA oder andere Drittländer übertragen oder übermittelt bzw. dort gespeichert und verarbeitet werden.“

WhatsApp

Ohne Zustimmung der Betroffenen? Eigentlich illegal, wenn man es genau nimmt…

Das nächste Problem: Laut DSGVO müssen Betroffene die Möglichkeit haben, die Löschung ihrer Daten zu veranlassen. Auch da gibt es bei WhatsApp keine Lösung, die sich mit der Grundverordnung vereinbaren lässt.

In der Praxis ist es ja so, dass die App nicht nur privat genutzt wird. Auch viele Unternehmen nutzen sie als internes Kommunikationsmittel. Die kommerzielle Nutzung und die Weitergabe von sensiblen Unternehmensdaten ist natürlich besonders kritisch. Unternehmen und deren Mitarbeiter, die diese App für Geschäftszwecke nutzen, verstoßen ganz klar gegen die neuen Auflagen.

Gerade Unternehmen sollten die Vor- und Nachteile der internen Nutzung von WhatsApp genau abwägen. Natürlich wird das Risiko durch die Tatsache, dass die App ein Massenmedium ist und mittlerweile über eine Milliarde Nutzer hat abgeschwächt. Dennoch schützt einen das nicht vor der Klage Einzelner.

telegram

Mittlerweile sind schon einige Unternehmen auf alternative Kommunikationskanäle  umgestiegen. Die Deutsche Bank und auch Continental beispielsweise haben ihren Mitarbeitern die Nutzung der App untersagt – zumindest auf den Dienst-Handys.

Neben WhatsApp ist auch Snapchat ein Dienst, der schon bei der Installation auf eine Vielzahl an Namen und Telefonnummern zugreift. Anstatt auf die Klärung der Diskussion zwischen Verbraucherschützern und Juristen zu warten, sollte man am besten alternative Lösungen in Betracht ziehen.

Ein Umstieg ist auch durchaus machbar. Es gibt bereits gelungene Alternativen, die in Funktionsumfang und Handhabung durchaus mit WhatsApp vergleichbar sind – und vor allem datenschutzrechtlich weniger problematisch. Die bekanntesten sind „Signal“ und „Telegram„.

Wahrscheinlich ist es wie mit Allem auf dem Nachfrage-Markt. Erst wenn genug Menschen umsteigen und ein Zeichen setzen, wird sich auch ein Konzern-Riese wie Facebook Gedanken um die Thematik machen und etwas an seinen Geschäftspraktiken ändern. Hier können größere Unternehmen am besten den ersten Schritt machen.

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